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Big Brother Awards 2025: Wer Datenschutz wenig ernst nimmt

Wenn Datenschutzpreise vergeben werden, ist das meist kein Grund zur Freude – jedenfalls nicht für die „Gewinner“. Die Big Brother Awards 2025 zeigen wieder einmal, wer Privatsphäre, Datenschutz und Transparenz besonders locker sieht. Von KI-Assistenten mit Datenhunger bis hin zu staatlicher Gesichtserkennung: Diese Auszeichnungen sind ein Weckruf.

Was sind die Big Brother Awards?

Die Big Brother Awards sind ein Negativpreis, der jährlich an Unternehmen, Behörden oder Personen verliehen wird, die in besonderem Maße die Privatsphäre verletzen oder Daten missbrauchen. Er macht auf problematische Entwicklungen im Bereich Überwachung, Datensammlung und digitale Kontrolle aufmerksam.
In Deutschland wird der Preis seit 2000 von Digitalcourage e. V. vergeben – als „Preis für Datenkraken“.

Wer sind die Gewinner in 2025?

Das sind die kritisch beäugten „Gewinnerinnen und Gewinner“ der diesjährigen Big  Brother Awards 2025, die im Übrigen aktuell ihr 25. Jubiläum feiern.

Google LLC (Technologie-Kategorie)

Google wurde ausgezeichnet wegen seines KI-Assistenten Gemini, der angeblich heimlich, aber verpflichtend auf Android-Smartphones installiert werde – und Zugriff auf breit gefächerte Nutzungs- und Kommunikationsdaten habe. Der Vorwurf: fundamentale Datenschutz- und Selbstbestimmungsrechte der Nutzerinnen und Nutzer verletzen.

TikTok (Social Media-Kategorie)

TikTok erhielt den Award im Bereich Social Media u. a. für massive Datenschutzverstöße, das Verbreiten von Falschmeldungen und Hassrede sowie für die Manipulation von Menschen in Bezug auf politische Überzeugungen und Werte. Kritikerinnen und Kritiker sehen hierin eine Kombination aus algorithmisch gesteuertem Nutzerverhalten und erheblicher Einflussnahme auf Meinungen.

Alexander Dobrindt (Amt für Behörden & Verwaltung-Kategorie)

Der Bundesinnenminister wurde für sein sogenanntes „Sicherheits­paket“ ausgezeichnet, das unter anderem die weitreichende Nutzung von Gesichtssuch-Engines vorsieht – was als Eingriff in umfassende Überwachungsmechanismen gewertet wird. Hier steht besonders die Sorge im Raum, dass Staats­behörden durch solche Technik das Recht auf informationelle Selbstbestimmung und Privatsphäre erheblich untergraben könnten.

Verwaltungsgericht Hannover & Bundesarbeitsgericht (Arbeitswelt-Kategorie)

In dieser Kategorie wurde erstmals ein Gericht („Verwaltungsgericht Hannover“) gemeinsam mit dem Bundesarbeitsgericht ausgezeichnet. Im Zusammenhang mit Amazon trafen sie Entscheidungen, die als drastische Rechts­verfehlungen in Fällen von Arbeitnehmerüberwachung angesehen werden. Hier wird moniert, dass durch gerichtliche Entscheidungen ein System institutionalisiert wird, in dem die Leistungs- und Daten­überwachung von Beschäftigten kaum begrenzt wird.

Nehmen Sie Datenschutz und Privatsphäre ernst

Aus der Perspektive von Datenschützern und Informationssicherheitsexpertinnen steht eines fest: Diesen Award möchten Sie auf keinen Fall abräumen! Wer sich den Big Brother Award auf die Fahne schreibt, hat bisher nicht verstanden, wie wichtig die Themen Datenschutz nach der DSGVO und die eigene Privatsphäre für die Gesellschaft sind. Außerdem kann es unter Umständen zu rechtlichen Verstößen kommen.

Beispielsweise sind in Art. 5 DSGVO die Grundsätze für die Verarbeitung personenbezogener Daten festgehalten. Der Paragraf fordert Rechtmäßigkeit, Zweckbindung, Datenminimierung, Transparenz und Integrität. Die Gewinner haben diese Punkte offenbar mindestens in Teilen ignoriert.

Veröffentlicht am 23. Oktober 2025