Apple-Update bedroht Mark Zuckerbergs Geschäfte

Geschrieben von Christina Webersohn, veröffentlicht am 06.05.2021

Um die aktuelle Version des iPhone Betriebssystems, iOS 14.5, gab es vorab viel Wirbel. Facebook startete sogar eine eigene Gegenkampagne und versucht mit einer eigens hierfür entwickelten Webseite Mitstreiter im Kampf gegen das Update zu gewinnen. Da stellt sich die Frage, was ein Internet-Gigant wie Facebook gegen ein Smartphone-Update einzuwenden hat?

Stein des Anstoßes ist eine Änderung in den Datenschutzeinstellungen. Diese wurde von Apple unter dem Namen „App Tracking Transparency“ bereits vor einem Jahr angekündigt und wird jetzt mit dem Update auf iOS 14.5, das in Deutschland seit dem 26. April 2021 verfügbar ist, ausgerollt.

Was genau verbirgt sich hinter „App Tracking Transparency“ und was ändert sich dadurch?

Auch durch Apps auf Smartphones können Nutzerdaten gesammelt und z.B. für Statistiken oder personalisierte Werbung verwendet werden, das ist inzwischen kein Geheimnis mehr. Dies geschieht bei Smartphones von Apple gewöhnlich über die für jedes iPhone einzigartige IDFA (Identifyer for Advertisers). Bisher konnten iPhone Nutzer dieses Tracking in den Einstellungen ihres Geräts im Untermenü Datenschutz den einzelnen Apps untersagen (opt-out). Mit dem neuen Update entfällt dieser umständliche Weg und der Nutzer wird beim ersten Start einer App gebeten sich zu entscheiden, ob ein Tracking durch diese App erlaubt wird, oder eben nicht (opt-in). Nutzer, die sich des Trackings durch Apps nicht bewusst waren oder denen der Weg zu den Datenschutzeinstellungen zu umständlich war, bekommen jetzt also eine transparente Auswahl auf dem Silbertablett präsentiert.

Was hat Mark Zuckerberg dagegen?

Wenn der Nutzer sich aber derart einfach für den Datenschutz und gegen Tracking entscheiden kann, wird er das zukünftig wohl auch häufiger tun. Zumindest scheint dies die Angst zu sein, die Mark Zuckerberg und damit Facebook antreibt. Denn auf der Webseite seiner Gegenkampagne wird von einem „discouraging prompt“, also einer „abschreckenden Meldung“ gesprochen. Die neue Funktion des „App Tracking Transparency“ hätte zur Folge, dass Nutzern, die sich gegen das Tracking entscheiden, keine für sie relevante Werbung mehr angezeigt werden könne. Dies werde laut Facebook dazu führen, dass Facebook-Werbung für kleine Unternehmen bei gleichem Preis weniger relevante Kontakte ermöglicht. Anders formuliert, wird Facebook-Werbung weniger effektiv und damit teurer da weniger gezielt und nicht mehr personalisiert. Da Facebook aber weder im Bereich der Werbung noch beim Datenhandel konkurrenzlos ist, könnten Marktanteile an Mitbewerber verloren gehen. Auch sind die Werbekunden von Facebook nicht nur kleine Unternehmen, sondern auch große, international agierende Konzerne. An diese wird die zu erwartende Kostensteigerung für relevante Klicks wahrscheinlich nicht einfach durchgereicht werden können, was die Gewinnmarge für Facebook selbst schrumpfen ließe. Es geht also ums Geld.

Ein weiteres Argument von Facebooks ist, dass kostenlose, durch personalisierte Werbung finanzierte, Angebote, wie Soziale Netzwerke, auf diese Weise unmöglich gemacht würden. So würde das, was das Internet ursprünglich mal groß gemacht hat, zerstört werden. Fest steht aber auch: Facebook ist ein Milliarden Dollar schweres Unternehmen und kein gemeinnütziges Projekt, das sich etwas nebenbei verdient, um die Betriebskosten zu decken. Im 4. Quartal 2020 hat Facebook einen Gewinn von rund 11,22 Milliarden US-Dollar erzielt. Das soziale Netzwerk ist letztendlich also nur ein Hilfsmittel, mit dem Facebook Daten sammeln und durch gezielte und personalisierte Werbung mehr Gewinn erzielen möchte. Ganz im Sinne der Weisheit: “If you’re not paying for the product, you are the product.” (“Wenn man nichts für das Produkt zahlt, ist man selbst das Produkt.“)

Was sind die Argumente von Apple für „App Tracking Transparency”?

Auch Apple ist ein Milliarden Dollar schweres Unternehmen, das seine Marktanteile ausbauen möchte. Der Datenschutz ist also das aktuelle Mittel der Wahl, mit dem sich Apple von seinen Mitbewerbern differenzieren möchte. Und das nicht erst seit dem letzten Update. So muss z.B. im App Store von den Betreibern einer App angegeben werden, welche Daten zu welchen Zwecken erhoben werden und auch die Möglichkeit, das Tracking abzustellen ist, wie beschrieben, nicht neu. Durch „App Tracking Transparency“ wird der Datenschutz jetzt nur transparenter und einfacher umgesetzt. Dass es sich hierbei aber eher um ein Marketinginstrument handelt, fällt spätestens dann auf, wenn man bemerkt, dass Apple einem eigenen Kodex folgend handelt und regionale Gesetze zum Datenschutz wie den California Consumer Privacy Act, den California Privacy Rights Act (Unternehmenssitz ist Cupertino in Kalifornien) oder gar die EU-Datenschutz-Grundverordnung bei der Entwicklung von „App Tracking Transparency“ unberücksichtigt lies.

Fazit

Letztendlich geht es in der Sache um zwei verschiedene Geschäftsmodelle mit dem gleichen Ziel: Profit. Facebook ist ein großer Datenhändler, dessen Geschäftsmodell es ist, möglichst viele Daten über möglichst viele Nutzer zu sammeln und diese an werbetreibende Kunden zu verkaufen; Apple hingegen verkauft Hardware an Privatpersonen und hat den Datenschutz als verkaufsförderndes Argument für sich entdeckt.