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Datenhandel außer Kontrolle: Sind Standortdaten die neue Währung?

Netzpolitik berichtet über einen bislang unbekannten Datensatz mit 380 Millionen Standortdaten aus 137 Ländern, der die Gefahren des globalen Datenhandels deutlich macht. Betroffen sind 40.000 Apps, darunter auch queere Dating-Apps. Besonders alarmierend ist die präzise Ortung von Nutzenden von Wetter Online, Focus Online und Kleinanzeigen.

Standortdaten als lukratives Handelsgut

Eine aktuelle Recherche des Bayerischen Rundfunks (BR), Netzpolitik und anderer Publikationen aus der ganzen Welt verdeutlicht, wie Standortinformationen für Vermarkter, Datenhändler und andere Akteure zum begehrten Gut geworden sind. Denn Netzpolitik wurde ein Datensatz, datiert auf einen Tag im Juli 2024, angeboten, der 380 Millionen Standortdaten aus 137 Ländern beinhaltet; verknüpft mit rund 40.000 verschiedenen Apps, deren Nutzende kaum ahnen dürften, was mit ihren Daten geschieht.

Im Hintergrund und ohne Wissen der User werden Bewegungsprofile erstellt, die erschreckend präzise Rückschlüsse auf persönliche Gewohnheiten und Aufenthaltsorte zulassen. Solche Datensätze können nicht nur zu kommerziellen Zwecken genutzt, sondern in bestimmten Fällen auch von Sicherheitsbehörden fremder, teils unfreundlicher Staaten ausgewertet oder missbraucht werden. Auch lassen sich über Standortdaten etwa der Besuch bestimmter Gesundheitseinrichtungen und damit Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand machen. Dadurch können die betroffenen Personen z. B. bei der Vergabe von Krediten oder dem Abschluss von Versicherungen benachteiligt oder ausgeschlossen werden.

Der Präsident des Bayerischen Landesamts für Datenschutzaufsicht, Michael Will, bezeichnet die Rechercheergebnisse als schweren Vertrauensbruch: „Niemand erwartet, dass Monate später nachvollzogen werden kann, wo man sich aufgehalten hat. Das widerspricht den Erwartungen der Nutzer.“ Will, zuständig für Apps mit Sitz in Bayern, kündigt intensive Prüfungen und hohe Bußgelder an.

Fazit: Standortdaten als neue Währung

Personenbezogene Daten, dazu gehören auch Standortdaten, gelten als neue Währung im digitalen Zeitalter, ihr Missbrauch kann weitreichende Folgen für Privatsphäre und Sicherheit haben. Überdenken Sie die Verwendung von Apps, denn deren Nutzung kann zu irreversiblen Nachteilen für Sie führen.

Den vollständigen Bericht von Netzpolitik lesen.