Wie sicher sind Ihre Daten beim Messengerdienst Telegram?

Telegram gehört zu den beliebtesten Messengerdiensten weltweit. Über 900 Millionen Menschen nutzen die App, weil sie schnell, unkompliziert und werbefrei ist. Viele sehen in Telegram eine Alternative zu WhatsApp, vor allem, wenn es um mehr Kontrolle über persönliche Daten geht. Doch der Eindruck von hoher Sicherheit täuscht oft.

Wie sicher sind Nachrichten bei Telegram wirklich?

Telegram wirbt mit Privatsphäre, verschlüsselt jedoch nicht standardmäßig Ende zu Ende. Normale Einzel- und Gruppenchats werden auf Servern gespeichert, auf die Telegram selbst Zugriff hat. Nur sogenannte „Geheime Chats“ sind tatsächlich Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Das bedeutet, dass ausschließlich Sender und Empfänger die Nachrichten lesen können.

Zum Vergleich: Dienste wie Signal oder WhatsApp setzen standardmäßig auf durchgehende Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Weder Anbieter noch Dritte können dort Nachrichten mitlesen. Bei Telegram verwaltet das Unternehmen die Schlüssel selbst, was ein zusätzliches Risiko darstellt.

Wo stehen die Server und welches Recht gilt?

Telegram ist rechtlich ein Sonderfall. Das Unternehmen wurde ursprünglich in Russland gegründet, hat seinen Hauptsitz heute in Dubai und betreibt Server weltweit verteilt. Da Telegram keinen offiziellen Sitz in der EU hat, gilt die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) gem. Art. 3 DSGVO nur eingeschränkt. Europäische Aufsichtsbehörden können kaum kontrollieren, wie Telegram personenbezogene Daten verarbeitet.

Unklar bleibt auch, wo genau die Server stehen und wer auf die Daten zugreifen kann. Das erschwert es Nutzerinnen und Nutzern, ihre Rechte auf Auskunft, Löschung oder Einschränkung der Verarbeitung wirksam durchzusetzen.

Welche Daten erhebt Telegram?

Telegram erstellt keine Werbeprofile, speichert jedoch sogenannte Metadaten. Dazu gehören Informationen darüber, wann und mit wem Sie kommunizieren, wann Sie online sind und welches Gerät Sie verwenden. Diese Daten können Rückschlüsse auf Ihr Kommunikationsverhalten zulassen. Für die Registrierung ist außerdem eine Telefonnummer erforderlich, die Ihr Konto eindeutig zuordenbar macht. Wer Anonymität wünscht, sollte eine VoIP-Nummer oder eine separate Telefonnummer nutzen.

Was können Sie als Nutzerin oder Nutzer tun?

  • Aktivieren Sie für vertrauliche Gespräche immer „Geheime Chats“.
  • Prüfen Sie regelmäßig die Datenschutzeinstellungen in der App.
  • Vermeiden Sie es, sensible Daten über Gruppenchats zu teilen.
  • Erwägen Sie Alternativen wie Signal, Threema oder Matrix, wenn Ihnen Ende-zu-Ende-Verschlüsselung wichtig ist.

Telegram ist schnell, aber nicht kompromisslos sicher

Telegram überzeugt durch Funktionsvielfalt und Design, bleibt beim Datenschutz jedoch intransparent. Nur „Geheime Chats“ bieten echten Schutz, alle anderen Nachrichten laufen über Server außerhalb des europäischen Rechtsraums.

Die WS Datenschutz GmbH empfiehlt, genau zu prüfen, welchen Messengerdienst Sie geschäftlich oder privat einsetzen. Wir unterstützen Sie dabei, Kommunikationswege datenschutzkonform und sicher zu gestalten, praxisnah und im Einklang mit der DSGVO.

Veröffentlicht am 28. Oktober 2025