Palantir: 5 Fragen und Antworten zur umstrittenen US-Analysesoftware

Wie steht es um Datenschutz, Transparenz und Machtkonzentration bei der Software Palantir? Diese Fragen stellen sich aktuell viele Bundesländer und es wird heftig über die Nutzung diskutiert. Ein Überblick.

Was kann die Analysesoftware?

Palantir verarbeitet, analysiert und visualisiert große, komplexe Datenmengen. Sie wird insbesondere von Behörden, Geheimdiensten, Militärs, aber auch in der Industrie und im Finanzsektor eingesetzt. Im Kern geht es darum, verborgene Muster in heterogenen Datensätzen zu erkennen und daraus Entscheidungen abzuleiten.

Zu den grundlegenden Funktionen zählen: Datenintegration, Datenanalyse und Mustererkennung, Visualisierung, Simulationen und Prognosen. Kurz gesagt: Aus einem Datenkneuel wird ein strukturierter Datensatz – auch mithilfe von KI-Automatisierungen. Dabei geht es vor allem darum, Daten übergreifend miteinander zu verknüpfen – zum Beispiel bei Polizei- oder Geheimdienstarbeit zur Terrorabwehr und Verbrechensbekämpfung. Das nennt man auch „Data-Mining“.

Wer steckt hinter Palantir?

Hinter der Software Palantir steckt das US-amerikanische Unternehmen Palantir Technologies Inc., das 2003 gegründet wurde – unter anderem mit Beteiligung des umstrittenen Investors und Tech-Milliardärs Peter Thiel. CEO ist der nicht weniger kontroverse, undurchsichtige Alex Karp. Sie pflegen Kontakte zur Trump-Regierung und Elon Musk. Das Ziel: Überwachung und Informationsgewinnung mittels dieser Software.

Warum genau ist die Software so umstritten?

Dass Peter Thiel immer wieder durch verstörende, politisch-religiöse Bekenntnisse auffällt, steht seit einiger Zeit besonders im Fokus, weil Palantir immer häufiger in den deutschen Medien (Tagesspiegel, ARD, ZDFheute) und in der Politik diskutiert wird. Obwohl es die US-Software schon lange gibt und sie sogar in manchen Bundesländern bei der Polizei zum Einsatz kommt, ist die Öffentlichkeit bislang wenig bis gar nicht informiert gewesen.

Kritische Stimmen und Datenschützer sind aus verschiedenen Gründen alarmiert. Die Hauptkritikpunkte betreffen neben den extremen religiösen und politischen Aussagen Thiels den Datenschutz, die allgemeine Transparenz, eine Machtkonzentration und die daraus resultierenden gesellschaftlichen Folgen.

Gibt es einen Datenabfluss in die USA? Ist die Software eine Maßnahme zur massenhaften Überwachung? Wird Palantir auch wirklich nur zur Verbrechensbekämpfung in Deutschland genutzt? Sind dabei die Grundrechte gewahrt? Um diese Fragen näher zu beleuchten, muss man sich die Funktionen von Palantir genauer anschauen.

Wie sieht es in der Praxis aus?

Ein Beispiel

Polizeibehörden wollen mit Palantir („Gotham“) einem Straftäter auf die Spur kommen. Dazu durchsuchen und überprüfen sie alle Personen, die sich in einer Datenbank befinden. Warum wer in der Datenbank auftaucht, ist dabei egal. Es werden also auch andere Betroffene oder Zeugen mit überprüft.

Transparenz?

Um sich möglicherweise rechtlich wehren zu können, wenn Betroffene beispielsweise zu Unrecht verdächtigt werden, müssen sie verstehen, wie und warum sie unter Verdacht stehen. Das ist aber bei Palantir nicht immer möglich, denn Algorithmen und Prozesse verschwinden teils in der sogenannten Black Box.

Datenschutz und Grundrechte?

Besonders heikel ist die mögliche Verarbeitung sensibler Daten in den Palantir-Datenbanken (z. B. Herkunft, Religion, politische Meinung) und ein unkontrollierter Datenabfluss in die USA. Grund- und Datenschutzrechte sind betroffen.

Voriges Urteil

Ein Urteil – Entscheidung zu § 25a HSOG (Hessisches Gesetz über die öffentliche Sicherheit und Ordnung) – des Bundesverfassungsgerichts (2022) hatte bereits erklärt, dass automatisierte Datenanalyse wie bei Palantir nur bei konkreter Gefahr für besonders geschützte Rechtsgüter zulässig sei (z. B. Leben, Freiheit). Eine anlasslose oder flächendeckende Nutzung sei verfassungswidrig.

Wo wird Palantir in Deutschland genutzt?

Stand September 2025: In Deutschland nutzen bereits drei Länder Analyseplattformen auf Basis von Palantir-Technologie: Hessen arbeitet seit 2017 mit „HessenDATA“, das nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts angepasst wurde. Nordrhein-Westfalen setzt seit Mai 2022 landesweit auf „DAR“, nachdem erste Tests 2020 gestartet waren. In Bayern läuft seit Ende 2024 das System „VeRA“, begleitet von verfassungsrechtlicher Kritik.

Weitere Länder stehen kurz vor Entscheidungen: Baden-Württemberg bereitet die Einführung von VeRA mit einer Novelle des Polizeigesetzes vor, in Berlin läuft unter Diskussionen und Protesten eine Prüfung. Sachsen-Anhalt arbeitet an einem Gesetzentwurf und diskutiert Palantir als mögliche Zwischenlösung.

Die restlichen Bundesländer erteilten Absagen und sind skeptisch, einige legen ihren Fokus eher auf eine europäische, zukünftige Alternative, sobald es solche geben wird. Es wird deutlich, wie weit die Meinungen zur Software auseinandergehen.

Kein Vertrauen in Palantir-Software

Eins ist sicher: Palantir ist gesellschaftlich und rechtlich so umstritten wie selten eine Software und die Gründe sind vielschichtig. Sicher ist aber auch, dass sie schon im Umlauf ist. Offen ist dennoch, ob alle Bundesländer Palantir langfristig nutzen werden, denn bisher schafft die Nutzung in der Gesellschaft kein Vertrauen – aufgrund rechtlicher Unklarheiten und untragbarer Milliardärs-Charaktere dahinter. Die Gesellschaft für Freiheitsrechte (GFF) hat mit Unterstützung von weiteren Beteiligten eine Verfassungsbeschwerde eingereicht.

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Veröffentlicht am 23. Oktober 2025