Deutsche Telekom übermittelt Handydaten an RKI

Geschrieben von Kemal Webersohn, veröffentlicht am 20.03.2020

Im Kampf gegen das Coronavirus sollen dem Robert-Koch-Institut (RKI) von der Telekom Handydaten übermittelt werden. Sie sollen die Wirksamkeit von Empfehlungen zur vorrübergehenden sozialen Isolation messen.

Maßnahmen gegen COVID-19

Seit vergangener Woche ergreifen die Bundes- und einzelne Landesregierungen zunehmend strengere Maßnahmen mit Auswirkungen für das öffentliche Leben, um die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus (SARS-CoV-2) entgegenzuwirken. Neben der Schließung von Schulen und Kindergärten sind die Bürger aufgefordert, soziale Kontakte vorrübergehend einzuschränken und möglichst zuhause zu bleiben. Ob die Bevölkerung dieser Aufforderung überwiegend folgt, ist umstritten. Eine konkrete Aussage zu dieser Frage soll nunmehr die anonyme Auswertung von Handydaten liefern.

Welche Informationen enthalten die Handydaten?

Anhand der Handydaten sollen die Bewegungsströme ihrer Besitzer abgebildet und dadurch festgestellt werden, ob die Mobilität der Bevölkerung zurückgegangen ist. Für diesen Zweck hat die Deutsche Telekom bereits am 17.03.2020 dem RKI anonymisierte Massendaten von einer Größe von mehr als fünf Gigabyte zur Verfügung gestellt. Die Daten enthalten den Zeitpunkt des Aufbaus einer Mobilfunkverbindung und den entsprechenden Mobilfunkmast, über den die Verbindung erfolgte. Darüber lassen sich grob Bewegungsinformationen auslesen und bundesweit Bewegungsströme ermitteln. Diese können dann bis auf Kreis-Gemeinde-Ebene heruntergebrochen werden, teilte eine Telekom-Sprecherin mit. Ein Tracking einzelner Bürger oder infizierter Personen, wie es derzeit in asiatischen Ländern und auch in Israel durchgeführt wird, soll dadurch aber nicht möglich sein.

Die Daten selbst werden über die Telekom-Tochter Motionlogic bereitgestellt. Auf der Webseite der Telekom-Tochter heißt es: „Verlässliche Daten für Tourismus, Handel, Verkehr und Werbung. Motionlogic liefert valide Informationen über Bewegungs- und Verkehrsströme Ihrer potenziellen Zielgruppen.“ Und so kommen die hier verwendeten Daten schon lange auch in der Stadt- und Verkehrsplanung zum Einsatz.

Dennoch, es gibt einen Opt-Out-Link für die Motionlogic-Daten der Telekom: https://www.optout-service.telekom-dienste.de/public/anmeldung.jsp

Was sagt die Datenschutzaufsicht dazu?

Derzeit läuft ein Konsulationsverfahren bei der Bundesbehörde für Datenschutz und Informationsfreiheit (BfDI) zu dieser Thematik.  Der Bundesbeauftragte des BfDI, Ulrich Kelber, verweist diesbezüglich auf den Abschluss des laufenden Verfahrens. In diesem werde geprüft, ob datenschutzrechtliche Vorgaben, wie etwa die notwendigen technischen und organisatorischen Maßnahmen zur Datensicherheit, eingehalten werden. Bis zu diesem Zeitpunkt werde aber keine Untersagung der Verarbeitung stattfinden.

Unabhängiges Hochschulprojekt

Die Medizinische Hochschule Hannover hat derweil ein unabhängiges Projekt gestartet, bei infizierte Personen Ihre Standortdaten freiwillig übermitteln können. Zusammen mit dem Hamburger Unternehmen Ubilabs arbeitet die Hochschule an einer App, die anonymisiert Standortdaten aus den GPS-Standortverläufen der Mobiltelefone von Infizierten auswertet. Die Infizierten können ihre Daten freiwillig zur Verfügung stellen. Das GPS-Tracking ist deutlich genauer als das Tracking über Mobilfunkzellen, so dass präzisere Warnungen an andere Personen erfolgen könnten.