Chinesische Firma sammelt weltweit Gendaten von Schwangeren
Geschrieben von Alexander Hönsch, veröffentlicht am 02.09.2021Die chinesische Genfirma BGI Group erhebt und verarbeitet offenbar durch Gesundheitstests für Schwangere Gendaten von mehr als acht Millionen Frauen weltweit, um diese anschließend zu sammeln und auszuwerten. Dies geht aus einer Recherche der Nachrichteagentur Reuters hervor.
Wer ist die BGI Group?
Die BGI Group ist einer der weltweit größten Anbieter für nicht-invasiven pränatalen Tests für Schwangere. In mehr als 52 Ländern werden diese seit 2013 unter dem Markennamen “NIFTY” verkauft: unter anderem in Deutschland, Großbritannien, Thailand, Indien, Kanada und Spanien. Der Pränataltest wurde zusammen mit dem chinesischen Militär entwickelt. Diese Zusammenarbeit mit der Armee begann bereits 2010 in chinesischen Militärkrankenhäusern.
Das Unternehmen ermöglicht es durch “NIFTY” vor der Geburt herauszufinden, ob das ungeborene Kind unter bestimmten Erkrankungen und Anomalien, wie beispielsweise einer Trisomie, leidet. Nach Informationen von Reuters wurden die genetischen Daten von mehr als 500 Frauen aus Europa und Asien, die “NIFTY” in Anspruch genommen haben, an die von Chinas Regierung finanzierte China National GeneBank übermittelt.
Wie ist die erfolgte Datenübertragung zu bewerten?
In Deutschland wird der Pränataltest von der Firma Eluthia aus Gießen vermarktet und vertrieben. Der Geschäftsführer versicherte in einem Interview bei der Frankfurter Allgemeine Zeitung, dass die BGI Group lediglich „anonyme“ Daten verwendet und, dass ein Vertrag gemäß den Anforderungen der DSGVO abgeschlossen wurde, sodass die Proben nur auf bestimmten genetischen Symptomen des Kindes und keine anderen Daten analysiert werden.
Untersuchungen von der Bild Zeitung hätten jedoch ergeben, dass im Kleingedruckten der zu unterschreibenden Datenschutzhinweise für die Schwangeren stehe, dass in Ausnahmefällen und Fällen höherer Gewalt die Blutprobe und personenbezogenen Daten an die BGI Group in Hongkong übermittelt würden. Solche Ausnahmefälle sind gegeben, wenn sie „direkt relevant für die nationale Sicherheit oder die nationale Verteidigungssicherheit in China sind“.
Reuters fand tatsächlich keine Beweise dafür, dass gegen Datenschutzvereinbarungen verstoßen wurde. Die BGI Group versicherte, dass sie eine unterzeichnete Zustimmung einhole, und Proben sowie Daten aus Übersee nach fünf Jahren löschen würde. Außerdem erklärte das Unternehmen, dass zu keinem Zeitpunkt während des Test- oder Forschungsprozesses ein Zugriff auf personenbezogene Daten möglich wäre, und niemals darum gebeten wurde, Daten aus „NIFTY“ für die nationale Sicherheit oder die nationale Verteidigung an chinesische Behörden weiterzugeben.
Der FDP-Politiker Alexander Graf Lambsdorff forderte eine gesetzliche Regelung gegen unerlaubten Datenabfluss. Ebenso mahnte der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit zur Vorsicht, denn Gesundheitsdaten sind nach der DSGVO sehr sensible Informationen, die auch außerhalb der Europäischen Union besonders schützenswert sind.